So 12.10.2003
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... Susan Sontag: ein "Vorbild für Denkende"
USA von "extremer Rechten" übernommen
Am Tag vor der Verleihung hatte Sontag auf der Buchmesse erklärt, die US-Regierung sei von der "extremen Rechten" übernommen worden. Bush habe mit dem seit dem Zweiten Weltkrieg geltenden Grundsatz einer multilateralen Außenpolitik gebrochen. Sontag kritisierte auch das Fehlen des US-Botschafters beim Festakt in der Paulskirche. Börsenvereins-Vorsteher Dieter Schormann würdigte vor den rund 700 Gästen in der Paulskirche die jüdische Autorin als "Friedensstifterin mit ausgeprägten Sensoren für Moral und Unmoral". Sontag sei keine Diplomatin, sondern sehe es als ihre erste Pflicht an, die Wahrheit auszusprechen. Sie trete "in einer Welt der gefälschten Bilder und der verstümmelten Wahrheiten" für die "Würde des freien Denkens" ein, begründete der Börsenverein des Deutschen Buchhandels seine Entscheidung.
Gegen Spalter à la Rumsfeld
In ihrer Dankesrede erinnerte Sontag daran, dass es seit Gründung der Vereinigten Staaten als "neo-europäischem Land" stets einen unterschwelligen Gegensatz zum "alten" Europa gegeben habe. "Es ist kein Zufall, dass der energische amerikanische Verteidigungsminister einen Keil zwischen die Länder Europas zu treiben versuchte, indem er auf unvergessliche Art zwischen dem "alten" (schlechten) und dem "neuen" (guten) Europa unterschied", sagte Sontag. Sie spielte damit auf Donald Rumsfelds umstrittene Äußerungen vor dem Irak-Feldzug an, der Deutschland und Frankreich den kriegerischen Eifer zur Bekämpfung des "Bösen" absprach.
Verständnis für die deutsche Haltung
Sontag zeigte dafür keinerlei Verständnis. Man könne einem Land, das fast ein Jahrhundert lang Schrecken über die Welt gebracht habe, nicht jetzt vorwerfen, pazifistisch zu sein. Den Menschen in den USA fällt es nach Ansicht von Sontag schwer, die Welt nicht in polarisierenden Kategorien - "die" und "wir" - zu sehen. Das begünstige nun die "imperialistischen Tendenzen" der US-Politik. "Die Amerikaner haben sich daran gewöhnt, die Welt als eine Welt von Feinden wahrzunehmen." Angesichts der tief greifenden Unterschiede zwischen den USA und Europa seien die Gegensätze nicht so schnell zu lösen. "Und doch kann man diejenigen nur verurteilen, die diese Unterschiede noch vergrößern wollen, während wir doch tatsächlich so viel gemeinsam haben", sagte Sontag. Die Vorherrschaft Amerikas sei zwar eine Tatsache. "Aber Amerika, wie inzwischen auch seine derzeitige Regierung einzusehen beginnt, kann nicht alles alleine machen."
Keine Politiker der ersten Garde vertreten
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