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Fußball Formel 1 Sporttabellen Foto des Tages |
Archiviert am
Dienstag, 15. Februar 05 |
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Bundesliga-Abpfiff: Erinnerungen an einen Methusalem Von Peter H. Eisenhuth ![]() Die Nachricht tauchte in der vorigen Woche auf den Sportseiten der meisten deutschen Tageszeitungen nur als Kurzmeldung auf: "Ex-Bundesligist Fortuna Köln hat seine Mannschaft aus der Oberliga Nordrhein zurückgezogen und will in der fünftklassigen Verbandsliga neu beginnen." Sechs Zeilen, mit denen alles gesagt ist - beinahe. Fortuna Köln - insgesamt 26 Jahre gehörte der Traditionsverein der Zweiten Bundesliga an; in der Saison 1973/74 kickte die Fortuna sogar in der Ersten Liga. Der Klub aus der Kölner Südstadt war der Dinosaurier des Fußball-Unterhauses - bis zum Abstieg in der Spielzeit 1999/2000. Zwei Jahre später folgte der Gang in die Oberliga, jetzt verschwindet die Fortuna in der Fünftklassigkeit. Und damit scheint noch nicht das Ende der Misere erreicht: Aufgrund der massiven finanziellen Probleme droht dem Klub die Auflösung. Fortuna Köln - das war über Jahrzehnte hinweg das Reich von Jean "Ich als Verein musste ja reagieren" Löring. "Die besten Vereine sind die, wo nur einer das Sagen hat", ist eines der vom einstigen Präsidenten und Mäzen überlieferten Zitate. Löring konnte den Verein nach Gutsherrenart regieren, weil es schließlich seine Millionen waren, die der Fortuna das Überleben sicherten. Zu den Höhepunkten seiner Amtsführung zählte die Entlassung von Trainer Toni Schumacher - Löring feuerte den ehemaligen Nationaltorhüter 1999 in der Halbzeitpause des Spiels gegen Waldhof Mannheim mit den Worten: "Du hast hier nichts mehr zu sagen, du Wichser." Wenige Wochen zuvor hatte sich Löring wegen der Kritik an Schumacher noch mit Kölner Journalisten angelegt. "Erstens", wetterte er in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Mainz 05, "Toni Schumacher bleibt hier Trainer, auch wenn er die nächsten fünf Spiele verlieren sollte." Zweitens: "Manche von Ihnen haben den Beruf verfehlt." Drittens: "Manche von Ihnen sollten sich dringend einen anderen Job suchen." 2001 zog sich Jean Löring, inzwischen pleite, zurück. "Erst ging der ,Schäng', dann das Licht aus", titelte jetzt der Bonner General-Anzeiger. Fortuna Köln - "das ist für uns wie Apotheke", hatte Josip Kuze, in den frühen 90er Jahren Trainer des FSV Mainz 05 gerne gesagt. Sollte heißen: Wenn der rheinhessische Fußballpatient mal wieder daniederlag, versprach ein Duell mit den Kölnern Linderung. Ein schönes Bonmot des Kroaten, das sich einprägte - dessen Wahrheitsgehalt aber nur bedingt der Realität entsprach. Tatsächlich endeten sieben von 16 Zweitligaaufeinandertreffen mit einem Kölner Sieg, fünf Mal waren die Mainzer erfolgreich. Aber es gab legendäre Spiele, wie das 2:0 am Bruchweg am 1. Juni 1996 (Tore durch Guido Erhardt, Sven Demandt), die dem die 05er sich die Chance eröffneten, das letzte Spiel in Wolfsburg zu einem echten Finale zu machen. Oder eine Saison später, der sechste Spieltag: der FSV verliert im Südstadion unter Mal-wieder-Interimstrainer Manfred Lorenz mit 1:2 gegen eine Fortuna, in deren Reihen unter anderem Edgar Schmitt ("Euro-Eddi") und Thomas Brdaric standen. Obendrein sah Jürgen Klopp die Rote Karte. Nach einem Disput mit dem Linienrichter, den der Mainzer Verteidiger mit den Worten wiedergab: "Was ihr hier abzieht, das gibt's doch überhaupt nicht." Der Linienrichter fasste Klopps Worte kürzer zusammen: "Blöder Wichser". Jean Löring dürfte seinen Spaß gehabt haben. Vor viereinhalb Jahren trennten sich die Wege der Zweitliga-Methusaleme - erst gingen die Kölner nach unten, später die Mainzer eins hoch. Heute, nach sieben Pleiten hintereinander, täte dem FSV ein Gegner nicht schlecht, von dem sich (zu Recht) sagen ließe, er habe schmerzlindernde Wirkung. Andererseits zeigt das Beispiel Fortuna Köln auch: Es gibt sportliche Schicksale, die viel schlimmer sind als die Krise des FSV Mainz 05. Für den Klub vom Bruchweg, der seine letzte Zweitligasaison nur bestreiten konnte, weil Ministerpräsident Kurt Beck kurzfristig eine Landesbürgschaft bewilligte, ist der Bundesliga-Abstiegskampf ein Luxusproblem. Es ist an der Mannschaft, daran zu arbeiten, dass der Verein dieses Luxusproblem auch in der nächsten Saison noch mit sich herumschleppen kann.
http://rhein-zeitung.de/a/sport/r/mainz-2.html ![]() |
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