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Freitag, 11. März 05 |
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Tango: Ein Tanz mit Konsequenzen erobert Koblenz Die Nähe, die Haltung, die Musik Tango, das ist Sinnlichkeit und Temperament. Tango ist verrucht und verkommen. Mag sein. Doch zuallererst ist er schwierig. Sehr schwierig. Wer sich jemals der Mühe unterzogen hat, den argentinischen Tango zu erlernen, mit seiner Improvisation und Stilvielfalt, dem kommt unwillkürlich eine andere Definition in den Sinn: "Tango ist ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann." Traurig, weil schnell absehbar ist, dass es zur Perfektion noch eine Weile dauern wird. Doch der Tango ist im Kommen, auch in Koblenz und Umland.
KOBLENZ. Sonntagnachmittag im Café Caribe in der Kob-lenzer Vorstadt. Man bewegt sich zu den warmen Klängen des Bandoneons, während draußen Schneeflocken wirbeln. Knapp zehn Paare haben sich diesmal eingefunden. "Die Schritte bitte viel kleiner machen", sagt Alison Dobson-Ottmers zu einem Paar. "Und nicht schunkeln." Ihr Partner Jordi hat gerade die Milonga erklärt, eine Vorform des Tangos im schnellen Vier-Viertel-Takt. "Wir Männer sind immer schuld, wenn etwas schiefgeht", scherzt ein Mann. Der Mann führt, die Frau folgt - das ist nur eine Regel beim Tango. Manch eine oder manch einer tut sich schwer mit diesem vielleicht neuen Rollenverhalten. Eine Frau erklärt ihrem Partner noch einmal die neu gelernten Schritte: "Hinten, zur Seite, nach vorne, Seite zusammen, vorne, Seite zusammen, hinten." Zum Üben bittet Dobson-Ottmers die Damen hinter sich, die Männer gehen hinter Jordi. Lachend gibt sie zu: "Es ist schwierig." Reise nach Buenos Aires Seit fünf Jahren unterrichtet sie mittlerweile. Ein Workshop bei einer Argentinierin hat sie für den Tango begeistert. "Die Nähe, die Haltung und die Musik haben mich begeistert. Wenn man zur Musik tanzt, kann man sie viel mehr ausdrücken, als wenn man sich nur zum Rhythmus bewegt." Dieses Jahr fährt sie mit ihrem Mann Martin, der auch Tango-Lehrer ist, zum dritten Mal nach Buenos Aires. "Dort sieht man wirklich alle Altersgruppen tanzen", schwärmt sie, "Männer, denen man es überhaupt nicht ansieht, bewegen sich wie die Götter. Es gibt dort sehr viele gut tanzende Männer, hier haben einige Hemmungen, weil sie denken, das sei feminin." Sie schmunzelt. Nelsa Perez, Chefin des Café Caribe, hat derartige Unterschiede, zumindest in Bezug auf Kuba, noch nicht festgestellt: "Es geht doch nur um das Gefühl, und die Deutschen haben das gleiche Gefühl wie wir Kubaner", sagt sie. Man möchte es gerne glauben. Vielleicht ist sie aber auch einfach nur höflich. Alison Dobson-Ottmers ist unterdessen ins Schwärmen geraten. "Das Schöne am argentinischen Tango ist auch, dass die Partner oft gewechselt werden. Man lernt viele neue Leute kennen, und die Paartanzkultur wird ein wenig aufgelebt." Den neuen Partnern kommt man unter Umständen direkt sehr nahe. "Ja, oben gibt es Brustkontakt, die Beine der Partner sind voneinander entfernt. Beim Standard-Tango ist es dagegen umgekehrt." Aber selbst die ideale Haltung macht in zu legerer Kleidung nicht mehr ganz so viel her. Es braucht perfekte Kleidung. "Die Herren tragen ganz normale flache Tanzschuhe", sagt Monika Pesch, die in Koblenz ein Geschäft für Tanzkleidung hat. "Bei den Damen sieht es schon anders aus. Da hätten wir zum Beispiel diesen roten Damenschuh aus Argentinien." Was sie untertreibend Damenschuh nennt, ist eine Sünde: rotes Leder, hoher Absatz, Ledersohle. "Die Ledersohle ist in Argentinien wichtig, dort wird auch auf der Straße Tango getanzt. Bei uns nimmt man eine Chromledersohle." Neben Rot trägt man schwarze Schuhe, möglichst hoch, mit Riemchen und vorne geschlossen. Dazu meist schmale, schwarze, geschlitzte Röcke. Die "Arbeitskleidung" von Alison Dobson-Ottmers. Die Resonanz ist gut Viel Pionierarbeit hat sie mit ihrem Mann Martin schon geleistet. "Das stimmt, wir waren im Laufe der Jahre in der "Blauen Biwel, auf der Festung Ehrenbreitstein, im Roten Salon des Stadttheaters und natürlich im Café Rot-Weiß." Mittlerweile kann man sie jeden dritten Sonntag im Monat im Grand Café antreffen. Nicht nur sie, sondern bis zu 60 weitere Tangobegeisterte. "Ja, wir bieten es mittlerweile seit acht Monaten an", sagt Betriebsleiter Jacques Bilsen, "und die Resonanz ist sehr gut. Das Publikum ist interessant, niveauvoll, mit vielen kreativen Berufen." Und noch ein anderer Effekt ist zu beobachten. "Die Leute in der unteren Etage wissen von nichts, sind aber neugierig. Wenn sie mitbekommen haben, dass oben Tango getanzt wird, gehen sie oft hoch, setzen sich manchmal sogar still dazu." Auch Nelsa Perez sitzt im Caribe noch auf einem Barhocker und schaut dem bunten Treiben zu. Vielleicht denkt sie beim Hören der melancholischen Melodien an ihre Heimat. Vielleicht aber auch an das, was Monika Pesch sagt: "Tangokunden sind alles sehr nette und angenehme Menschen. Und außerdem: Die Koblenzer Tangoszene kommt." Manfred Nitsche Wer jetzt Lust auf mehr bekommen hat: An jedem 1., 2. und 4. Sonntag im Monat wird von 15 bis 18 im Café Caribe, an jedem 3. Sonntag zur gleichen Zeit im Grand Café getanzt.
http://rhein-zeitung.de/on/05/03/11/magazin/r/region.html ![]() |
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