![]() | |||||||||||||||||
![]() ![]() | |||||||||||||||||
|
|
Auto Computer Multimedia Wirtschaft Freizeit Gesundheit Beruf Lexikon |
Sonntag, 28. Feb. 21
|
||
![]() |
![]() |
![]() |
||||||||||||||||||
![]()
|
![]() |
Mobiles
Wenn behinderte Menschen fahren lernen Münster - Galawij Mawarani kann schlecht laufen.
Ihr rechtes Bein ist schwach, es mangelt zudem an der Feinmotorik. Schuld ist die Kinderlähmung, die sie vor 44 Jahren heimgesucht hat. Heute sitzt Galawij Mawarani hinter dem Lenkrad und kämpft mit einem Lächeln für ihre Mobilität: in einem Auto einer Fahrschule aus Münster, einer von 150 Fahrschulen bundesweit, die sich auf die Ausbildung von Behinderten spezialisiert haben. Gehörlose, Kleinwüchsige, Querschnitts- und Teilgelähmte, Menschen mit amputierten Gliedmaßen - mit Hilfe der Technik muss Autofahren für sie kein Traum bleiben. „Durch verstärkte Einführung von elektronischen Systemen im Fahrzeugbau lassen sich leichter Zusatzgeräte anbringen”, sagt Gerhard von Bressensdorf, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände. Aufsätze, die das Steuern oder auch Beschleunigen und Bremsen mit nur einer Hand ermöglichen, verlängerte Hebel oder, wie bei Galawij Mawarani, ein Gaspedal auf ihrer starken, der linken Seite. „Wenn's zu eng wird, einfach Augen zu und durch”, scherzt Hermann Frisch mit der typischen Unerschütterlichkeit eines Fahrlehrers, als seine Schülerin durch eine schmale Gasse steuert. Seit über 30 Jahren sitzt er auf dem Beifahrersitz, seit fast 20 bildet er Behinderte aus. Hunderten hat er schon geholfen. Der Münsteraner hat Gebärdensprache gelernt, seine Fahrschule barrierefrei gestaltet und das Auto für etwa 10 000 Euro umgebaut. Deshalb kostet eine Fahrstunde für Behinderte 10 bis 15 Prozent mehr als eine reguläre. Frisch ist einer von denen, die Verbandschef von Bressensdorf „Spezialisten mit besonderer Hingabe” nennt. „Was ich tue, ist mehr als ein Job”, sagt Hermann Frisch selbst, „mir macht es Freude, Menschen in die Mobilität zu begleiten.” Lange vor der offiziellen Fahrprüfung des TÜV überzeugt sich ein Gutachter davon, dass der Schüler trotz der Hilfsmittel kein Verkehrsrisiko darstellt. Wenn die Behinderung zu groß ist, lehnt auch Fahrlehrer Frisch Interessenten ab. „Die Menschen haben verdient, dass man ehrlich zu ihnen ist”, sagt der 56-Jährige. Ein Sonderfall sind die Schüler, die schon einen Führerschein haben, aber durch Unfall oder Krankheit kein normales Auto mehr beherrschen können. Die Lenk-Lizenz verlieren sie nicht, aber auch sie müssen per Gutachter nachweisen, dass sie mit Hilfsmitteln wieder sicher fahren können. Über das Vorurteil, dass Gehörlose ein Risiko seien, weil sie akustische Warnsignale nicht wahrnehmen können, lacht Hermann Frisch nur: „Bevor ich den Rettungswagen höre, hat ein Gehörloser ihn schon gesehen. Sie beobachten viel bewusster.” Galawij Mawarani steuert durch die Münsteraner Innenstadt und erzählt von den zwei Stunden, die sie früher immer mühsam mit der Bahn zur Arbeit in einer Apotheke gefahren ist. Dann verlor sie ihren Job. Der Führerschein würde für die 47-Jährige nicht nur bessere Berufsaussichten, sondern auch viel mehr Lebensqualität im Alltag bedeuten. Endlich mal alleine einkaufen, die Kinder irgendwohin bringen, nicht immer andere bitten müssen. „Sonst komme ich nur langsam voran. Autofahren ist für mich wie für andere Leute Fliegen”, sagt Galawij Mawarani und lächelt. Wann sie denn reif für die Prüfung wäre, will sie von ihrem Fahrlehrer wissen. „Momentan eher reif für die Insel”, knurrt Herrmann Frisch mit gespielter Strenge. Mitte Mai wird es soweit sein. Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e.V.: www.fahrlehrerverbaende.de Von Felix Ehlert, dpa dpa-infocom
http://rhein-zeitung.de/on/07/05/09/service/auto/t/rzo331765.html ![]() |
![]() |
Lexikon
RZ-Online-Archiv
Zeitungs-Archiv
Internet
|