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Donnerstag, 13. Dezember 07 |
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Peter Jackob, "Die Jagdgesellschaft": Von London über Mainz nach Finnland Die Baker Street in Mainz? Gibt's natürlich nicht. Aber ihr berühmtester Bewohner, Sherlock Holmes, ist mit der Landeshauptstadt eng verbunden: Der Mainzer Peter Jackob schreibt Geschichten im Stile Doyles - spannend, gut recherchiert und sehr britisch.
MAINZ. Der Fall scheint glasklar: Zwischen den Rosenbeeten des Bankiers John Drummond buddeln dessen Jagdhunde eine halb verweste Frauenleiche mit eingeschlagenem Schädel aus. Neben ihr findet sich Drummonds Siegelring. Und dann liegt da noch ein blutbefleckter Stein im Schreibtisch des Bankiers: die Mordwaffe. Dem Verdächtigen bleibt nichts als der Gang in die Baker Street, wo der einzige Mann residiert, der ihm helfen kann: Sherlock Holmes. Der Mainzer Peter Jackob hat es gewagt, einen Roman im Stil Arthur Conan Doyles zu schreiben: "Die Jagdgesellschaft." Damit das Wagnis nicht ganz so groß ausfällt, gibt er als Autor jenen Arzt an, der Holmes mal mehr, mal weniger kompetent zur Seite stand: John H. Watson. Schon auf dem Buchdeckel also beginnt das Versteckspiel. Jackobs Bewunderung für die berühmte Schöpfung Doyles reicht zurück bis in die Kindheit. "Ich hatte mir lange vorgenommen, einen Holmes-Roman zu schreiben, wenn ich so weit bin." Tatsächlich ist er nun so weit. Sein Roman bietet nicht nur einen herrlich vertrackten Fall à la Doyle, er schreibt auch ganz im Stil des Briten. Und selbst in der kleinsten Szene verstecken sich Anspielungen auf die Original-Erzählungen. "Das war eine Art Stilübung. Ich wollte etwas kreieren, das möglichst nah an Conan Doyle ist." Wenn sich Jackob dann doch mal eine gewisse Freiheit nimmt, hat er hervorragend recherchiert: So taucht Holmes im vorliegenden Fall tief in die forensische Insektenkunde ein. Maden aus der Leiche helfen ihm bei der Lösung, angeblich hat er sogar mit einem gewissen Jean-Pierre Mégnin ein Schema für die Besiedlungswellen bei Leichen erstellt. "Diesen Mégnin gab es tatsächlich", stellt Jackob klar. "Und er hat darüber geforscht - wenn auch nicht mit Holmes." Wichtig war Jackob zudem die Figur Watsons, der allzu oft als tumber Tor dargestellt wird: "Das ist er ja nicht wirklich, manchmal liegt er auch richtig mit seinen Schlussfolgerungen und trägt was bei zur Lösung eines Falls." Der Doktor als Erzähler avanciert zur Identifikationsfigur des Lesers. Geistig träge wirkt er lediglich im Vergleich zu seinem Freund, dem Detektiv Holmes mit seinen übermenschlichen Zügen. "In Zeiten der Globalisierung, in denen die Welt komplexer wird, haben Krimis einen immer größeren Erfolg", meint Jackob. "Sie bieten ein übersichtliches Personal und ein Rätsel, das gelöst werden kann." Doch so sehr er dieses Genre schätzt, er tummelt sich auch auf anderem Terrain. 1991 gründete Jackob mit seinem Freund Konrad Kirsch einen Verlag, in dem er unter anderen Christian Reuters Schelmenroman "Schelmuffsky" von 1696 herausgab. Zwei Jahre später veröffentlichte er seinen Gedichtband "wortschatten und subsequenzen". 1995 zog Jackob nach Florenz, Mainz sah er nur monatsweise. Sein Geld verdiente er als Maurer und Übersetzer aus dem Englischen. Nun aber ist er zurückgekehrt nach Deutschland, nach Mainz - und er hat den Entschluss gefasst, sich als freier Schriftsteller durchzuschlagen. "Ich weiß, dass ich meine Brötchen vielleicht woanders verdienen muss, aber ich will vor allem schreiben." Gerade hat er einen Thriller fertiggestellt, in dem ein finnischer Archäologiestudent, Toivo Salonen, in einen merkwürdigen Fall verwickelt wird: Ein altes Schwert wird gestohlen, ein Professor bestialisch ermordet, und Salonen selbst gejagt. Sein beschauliches Leben ändert sich drastisch. Die Reise geht vom Polarkreis in die Vergangenheit und die Welt der Maya. "Krimis leben vor allem von den interessanten Figuren", sagt Jackob. Sein Holmes-Roman ist ein hervorragendes Beispiel dafür. Doyle-Kenner werden ihr Vergnügen daran haben, und den Laien mag er als Einstieg in die Welt des Sherlock Holmes dienen. Nun muss Jackob nur noch seine eigene finnische Romanfigur zu den Verlagen und zwischen zwei Buchdeckel bringen. Das ist nicht leicht, aber dieses Holmes-Debüt spricht für ihn. Gerd Blase Peter Jackob: "John H. Watson - Die Jagdgesellschaft." Konrad Kirsch Verlag, 184 Seiten, 13 Euro. RZO
http://rhein-zeitung.de/on/07/12/13/magazin/szeneregional/t/rzo384356.html ![]() |
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