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Montag, 17. Juni 13
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![]() Kommentar Gier macht blind Chefredakteur Joachim Türk zur Razzia beim Post-Chef Noch ist Klaus Zumwinkel kein Steuerhinterzieher, mehr als Vermutungen und Hinweise liegen gegen ihn nicht vor. Aber schon ist der Schaden angerichtet, da genügen Razzia und Abtransport in der Polizei-Limousine. So weit ist es gekommen mit dem Ansehen der Konzernbosse. So weit ist es heruntergekommen. Es sind schlechte Zeiten für das Unternehmerbild in der Öffentlichkeit. Beweise für Unfähigkeit, Eigennutz oder zumindest sehr großzügige Auslegung der deutschen Gesetze finden sich in etlichen jener Unternehmen, denen Deutschland seinen guten Ruf in aller Welt verdankt: Volkswagen, Siemens, Daimler… Und jetzt die Post. Jetzt Klaus Zumwinkel, der das alte Monopolunternehmen umgebaut, modernisiert und zum viel beachteten Erfolg geführt, aber auch ethische Grundsätze missachtet hat: etwa indem er sich durch Aktienverkauf bereicherte, kurz nachdem per Mindestlohnbeschluss Tausende Arbeitsplätze bei potenziellen Konkurrenten in Gefahr geraten waren. Berauschende Macht Gelegenheit macht Diebe, weiß der Volksmund. Aber auch Größe ist berauschend und verlockend. Das Gewicht der Mitarbeiterzahlen, Umsätze in Milliardenhöhe, weltweite Taten und die ständige Drohung mit einem Umzug ins Ausland verleihen den Konzernlenkern nicht nur Macht im Markt, sondern auch in der Politik. Da fließen öffentliche Mittel, da werden Gesetze maßgeschneidert. Wenn das unternehmerische Geschick nicht reicht, greift die öffentliche Hand. Nicht immer hat sie ein glückliches Händchen. Das beste Beispiel dafür ist die Finanzkrise: Ausgerechnet Staatsbanken verzocken viele Milliarden mit mehr als windigen Spekulationen. Die Versager werden aufgefangen, die gewaltige Rechnung wird den Steuerzahlern präsentiert. Und Minister lassen sich als Retter feiern, nachdem sie als Aufseher gepatzt haben. Zeit für die Wirklichkeit Bei allem Verständnis für die medienwirksame Nähe zur Glitzerwelt der globalen Geldriesen: Es ist Zeit für die Wirklichkeit. Nicht die Konzerne sind der Job-Motor Deutschlands, der Ausbilder der Nation, der Garant des Wachstums. Das ist der Mittelstand. Das sind die Unternehmer alten Schlags, denen es gut geht, wenn die Firma floriert, und die arm werden, wenn die Zeiten schlecht sind. Das Bild der Konzerne hingegen ist geprägt vom angestellten Chefdirigenten der Globalisierung, der dem Diktat der möglichst großen Rendite folgt, dafür mit dicken Aktienpaketen belohnt wird - und deshalb noch mehr Lust hat, den Aktienkurs zu treiben, und zwar rasch, koste es, was es wolle, nach mir die Sanierer. Diese von Größe und Aktionären (auch den Kleinaktionären) befeuerte Gier macht offenbar häufig blind. Blind für die Pflichten, die Unternehmertum mit sich bringt: Pflichten für die Mitarbeiter, Pflichten für einen Standort, Pflichten für die Zukunft. Und sie macht auch blind für Gesetze. Kälte, Korruption und kriminelles Handeln von wenigen - aber besonders schillernden - Konzernlenkern haben das Ansehen der Wirtschaft angegriffen. Dabei ist viel von dem Vertrauen verloren gegangen, das nötig ist, damit die Deutschen ihr Geld vom Sparbuch abheben und in Geschäfte bringen. Auch deshalb lahmt der Aufschwung. Vertrauen lässt sich nicht einfordern, es muss verdient werden. Wir brauchen feste Ethik-Regeln Dabei kann die Politik helfen, indem sie sich der kumpelhaften Nähe zu den Großen enthält. Und die Aufsichtsräte und Unternehmerverbände, indem sie sich entschlossen von schwarzen Schafen distanzieren und nicht in einer mit Klüngel eher richtig als falsch bezeichneten Treue bis zur letzten Instanz abwarten. Wir brauchen feste Ethik-Regeln und Werte, die den Kunden und Arbeitnehmern auch moralischen Halt geben in einer globalisierten Welt. Mit ein wenig Anstand können sogar jene helfen, die die Grenzen des Gesetzes überstrapaziert haben und dabei erwischt worden sind. Wer Dreck am Stecken hat, muss seinen Posten räumen.
http://rhein-zeitung.de/on/08/02/14/tt/r/kommentar.html ![]() |
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