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Montag, 17. Juni 13
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RZ-Serie: Bestattungskultur im Wandel
RZ-Serie, Teil 4: Nicht auf Billig-Angebote hereinfallen Letzte Pflicht: Was Bestattungen kosten Rheinland-Pfalz - Übers Sterben und alles, was damit zusammenhängt, spricht man nicht gern. Erst recht nicht, wie teuer es ist. Viele Menschen wissen auch nicht genau, mit welchen Kosten bei einer Bestattung zu rechnen ist und sind dann nicht selten von den Preisen überrascht. Oft reicht das Vermögen aber nicht einmal für ein schlichtes Begräbnis - immer häufiger müssen Städte und Gemeinden die Kosten übernehmen.
Der Volksmund weiß es schon seit Jahrhunderten: "Nichts ist umsonst, nicht einmal der Tod, denn der kostet das Leben." Und inzwischen kostet er auch eine Stange Geld. Insgesamt rund 5000 Euro werden laut der Stiftung Warentest für eine Bestattung fällig. Dabei ist es die Vielzahl der einzelnen Dienstleistungen, die Verwirrung stiftet und die Endabrechnung in die Höhe treibt: Abholen der Verstorbenen, Kühlung, Auswahl des Sarges, Totenhemd, Umbettung, Ämtergänge, Transport zur letzten Ruhestätte, Friedhofsgebühren, Grabdekoration, Trauerrede, kleine Feier oder große Feier. Dabei können gerade aufgrund der unterschiedlichen Friedhofsgebühren, die die Kommunen erheben, die Kosten variieren. In Mainz zahlt man für das 30-jährige Nutzungsrecht an einem Erdwahlgrab 2147 Euro, in Koblenz 2370 Euro, in Bad Kreuznach sind es dagegen nur 1023 Euro. Dafür ist in der Landeshauptstadt ein Urnenreihengrab günstiger (163 Euro) als in Bad Kreuznach (540 Euro) und in Koblenz (660 Euro). Eine große Gebührenspanne gibt es auch in den einzelnen Kreisen: Im Westerwaldkreis reicht diese für ein Reihengrab von 70 bis 1064 Euro, für ein Urnengrab von 30 Euro (Urnenmauer) bis 640 Euro (Urnengrabstätte). "Reger Grenzverkehr" mit Leichnamen Seit 2004 das Sterbegeld weggefallen ist, fällt es vielen Menschen schwer, all die Rechnungen zu bezahlen, beobachten die Bestatter. "Zwar konnte mit dem zuletzt gezahlten Betrag von rund 500 Euro schon lange nicht mehr die komplette Bestattung beglichen werden, aber es war immerhin ein Zuschuss", sagt Detlef Rech, Vorsitzender des Bestatterverbandes Rheinland-Pfalz. Dieses Geld fehlt jetzt. Das beobachten auch die Kirchen. Pfarrer Joachim Lenz von der Evangelischen Kirche im Rheinland spricht schon "von einem regen Grenzverkehr" mit Leichnamen. Der Grund: "In Tschechien sind Einäscherungen beispielsweise um die Hälfte billiger", sagt der Pfarrer aus Enkirch an der Mosel. Im kommunalen Krematorium in Koblenz kostet die Aufbewahrung und Einäscherung eines Verstorbenen, der zum Todeszeitpunkt älter als 6 Jahre war, knapp 370 Euro. Wie viel diese Leistung im privaten Rhein-Taunus-Krematorium in Dachsenhausen (Rhein-Lahn-Kreis) kostet, war auf Nachfrage unserer Zeitung nicht zu erfahren. Diese Auskunft wird Ulf Erdmann, Assistent der Geschäftsführung, zufolge nur Bestattern mitgeteilt. Mangelnde Transparenz bei den Preisen der Bestatter beklagen auch einige Verbraucherverbände. Nach Angaben der Verbraucherinitiative Aeternitas in Königswinter arbeitet sogar nur ein Drittel der Bestattungsunternehmen mit transparenten Preisen und erstellt unaufgefordert Kostenvoranschläge für die Kunden. Deshalb hilft nur eins, rät auch die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz: die Preise genau zu vergleichen und möglichst frühzeitig Kostenvoranschläge von Bestattern einzuholen. "Geiz-ist-Geil-Mentalität" "Viele Angehörige sind vom Preis überrascht", sagt Detlef Rech, der auch ein Bestattungsunternehmen in Mainz betreibt. Und weiter: "Die Geiz-ist-Geil-Mentalität ist auch bei uns angekommen." Da wittern auch Discountbestatter ihre Chance und locken mit Niedrigpreisen ab 500 Euro. Rech aber warnt: "Beim Angebotspreis bleibt es oft nicht", beschreibt er die Praktiken. "Es kommen fast immer Kosten hinzu. Im Endeffekt hat der Preis dann mit dem Angebot nichts mehr zu tun", sagt er. Vor allem überregionale Anbieter versuchen ihm zufolge, den Preis immer weiter zu erhöhen. Doch Menschen, bei denen das Geld kaum zum Leben reichte haben häufig auch nicht genug für ihre Beerdigung gespart. Findet sich unter den Angehörigen niemand, der die Kosten für eine Bestattung übernimmt, muss das Sozialamt einspringen - und das kommt in Zeiten von Hartz IV auch hierzulande immer häufiger vor. Allein in Koblenz wurden von Januar bis Dezember 2007 38 sogenannte Sozialbestattungen vorgenommen. 2005 waren es 16. Die Kosten für eine solche Beerdigung liegen bei rund 1500 Euro - einen schlichten Sarg, eine Feuerbestattung und ein anonymes Grab zahlen die Ämter in der Regel. Doch wenn Menschen einfach eingeäschert und ohne Trauerfeier anonym bestattet werden, kann dann noch von einer würdigen Bestattung gesprochen werden? Mindeststandards für Sozialbestattungen gefordert Nach Ansicht der Kirchen nicht. Der Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland, Herrmann Barth, forderte qualitative Mindeststandards für Sozialbestattungen. "Die Würde des Menschen endet nicht mit dem Tod", so Barth. Er regte dazu runde Tische mit Vertretern von Sozialbehörden, Ordnungsämtern, Wohlfahrtsverbänden und kommunalen Gremien an. Auf kirchlichen Beistand muss auch bei einer Sozialbestattung nicht verzichtet werden. "Allerdings erfahren wir davon meistens nur von den Bestattern", sagt Eugen Vogt, Dechant im Dekanat Koblenz. "Dann geben wir aber auch bei einer Sozialbestattung das letzte Geleit." Sonja Lindenberg
http://rhein-zeitung.de/on/08/04/25/rlp/r/bestattungI-4.html ![]() |
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