Bundeswertpapiere bieten eine sichere Geldanlage
Berlin/Stuttgart Vor kurzem sorgte ein neues Wertpapier vom Staat für Aufsehen: Mit der Tagesanleihe tritt die Bundesfinanzagentur in Konkurrenz zu den Tagegeldangeboten der Privatbanken.
Und die neue Anlage kam zur richtigen Zeit: Viele Sparer sind durch die Kursstürze an den Aktienmärkten verunsichert. Für sie lohnen sich die Angebote der Bundesregierung. Sie werfen zwar meist keine Rekordzinsen ab. Dafür brauchen Anleger aber auch keine Fallstricke im Kleingedruckten fürchten. Und die Zinsen ändern sich nicht so häufig wie auf dem freien Markt.
«Bundeswertpapiere lohnen sich für sicherheitsorientierte Anleger, die das Geld langfristig anlegen und trotzdem eine gewisse Flexibilität wollen», sagt Peter Lischke, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Berlin. Die Finanzagentur des Bundes in Frankfurt/Main bietet verschiedene Wertpapiere mit unterschiedlichen Laufzeiten und Zinssätzen an. Mit den Top-Angeboten zum Beispiel von Internet-Banken können sich diese Papiere nicht messen.
Aber sie sind sicher. Die Rendite sei immer schlechter als die von Top-Anbietern auf dem Markt, erklärt Niels Nauhauser, Referent für Geldanlage bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart: «Aber dafür hat der Bund eine bessere Bonität als die privaten Anbieter.» Das Ausfallrisiko ist also extrem gering, da der Staat nicht pleitegehen kann.
Aus demselben Grund eignen sie sich aber nicht für jeden Anleger: «Für den informierten Anleger, der auch den Kontakt zu Direktbanken nicht scheut, sind Bundeswertpapiere eher nicht interessant», sagt Nauhauser. Nach Angaben der Bundesfinanzagentur hätte zum Beispiel die Tagesanleihe seit dem 1. Januar eine Rendite von 3,85 Prozent gebracht - das ist eine Beispielrechnung, denn es gibt sie erst seit dem 1. Juli. Das beste Tagesgeldkonto bringt dagegen derzeit laut der unabhängigen Finanzberatung FMH in Frankfurt einen Zins von 5,65 Prozent.
Interessant sind die Angebote des Bundes daher nach Expertenmeinung für alle, die einfache und klar strukturierte Angebote wünschen und nicht ständig nach den besten Konditionen suchen möchten. «Das Tagesgeldangebot des Bundes etwa ist natürlich ein Angebot ohne Sternchen», sagt Verbraucherschützer Lischke. Hier muss der Anleger also nicht fürchten, dass die vermeintlich attraktiven Zinsen wie bei einigen Direktbanken nur für eine bestimmte Zeit oder einen begrenzten Anlagebetrag gelten.
Möglicherweise liegt es an den fallenden Kursen am Aktienmarkt: Schon jetzt spürt die Finanzagentur nach Angaben von Hans Jörg Plinke, Leiter des Privatkundengeschäfts, eine starke Nachfrage nach der neuen Tagesanleihe: «Seit Bekanntgabe der Produkteinführung Ende Mai haben viele Bestandskunden Wiederanlageaufträge fälliger Bundeswertpapiere in die Tagesanleihe erteilt.» Die Zahl der Kontoeröffnungen im Juni habe sich im Vergleich zum Durchschnitt der Vormonate vervierfacht.
Aber auch wer sein Geld länger anlegen möchte, findet beim Staat interessante Anlagealternativen. Der Bundesschatzbrief Typ B mit einer Laufzeit von sieben Jahren hat laut Finanzagentur derzeit eine Rendite von 4,46 Prozent. Das Geld ist zwar fest angelegt. Allerdings kann der Anleger nach dem ersten Jahr Laufzeit bis zu 5000 Euro entnehmen. Und noch einen Vorteil hat diese Anlageform, wie Lischke erklärt: «Die Zinsen werden erst am Ende der Laufzeit ausgezahlt. Während der Laufzeit muss der Anleger also auch keine Steuern zahlen.»
Für einen kürzeren Anlagezeitraum sind die Finanzierungsschätze ausgelegt. Sie haben eine Rendite von 4,50 Prozent bei einjähriger Laufzeit und 4,40 Prozent bei zweijähriger. «Das ist nicht so wirklich zu empfehlen, sagt Lischke. Interessanter seien Bundesobligationen und Bundesanleihen. Das sind festverzinsliche Wertpapiere, die jederzeit wieder verkauft werden können. Bundesobligationen haben derzeit einen Zinssatz von 4,7 Prozent.
Bundesfinanzagentur: www.deutsche-finanzagentur.de
Tagesgeldangebot des Bundes: www. tagesanleihe.de Das Depot beim Bund ist kostenlos Wer sich für die Anlage in Bundeswertpapieren interessiert, muss keine Kosten für Verwahrung der Papiere in einem Depot fürchten: «Dazu sollte man ein kostenloses Schuldbuchkonto bei der Finanzagentur einrichten», rät Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. Dort können Anleger die Wertpapiere auch direkt und ohne Gebühren erwerben. Die Papiere sind aber ebenso bei allen Banken und Sparkassen zu haben, auch wenn die Berater dort teilweise lieber ihre eigenen Produkte verkaufen. Von anderen Empfehlungen sollte man sich nicht beirren lassen.
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