Nicht jeder Vierbeiner ist ein Familienhund
Frankfurt/Main/Bernau Sie gehen mit dem Vater joggen, begleiten die Mutter beim Einkaufen und sind Spielgefährten für die Kinder: Mit einem Hund fühlt sich manche Familie erst komplett. Doch nicht jeder Vierbeiner hat gern jede Menge Leute um sich.
Viele Hunde fühlen sich bei alleinstehenden Haltern wohler. Menschen auf der Suche nach einem Familien-Vierbeiner sollten das im Hinterkopf haben. Das Problem dabei: Die Frage, ob ein Hund Trubel mag oder nicht, ist nicht durch einen Blick auf die Rasse zu beantworten. «Das allein an bestimmten Rassemerkmalen festzumachen, wäre der falsche Weg», sagt Clarissa von Reinhardt von Animal Learn aus Bernau (Bayern), einem Zusammenschluss von Hundeschulen in Deutschland. «Jeder Hund ist ein Individuum und wurde durch seine Vergangenheit geprägt.»
«Vergangenheit», das ist oft die Zeit, die der Hund beim Züchter verbracht hat. Von diesem verlässliche Informationen zu bekommen ist laut von Reinhardt aber nicht immer einfach: «Züchter erwähnen gern nur die positiven Eigenschaften ihrer Welpen.»
Astrid Behr vom Bundesverband praktizierender Tierärzte (BPT) rät deshalb, darauf zu achten, wie der Hund beim Züchter aufwächst. «Die Sozialisation sagt manchmal mehr über den Hund aus als die Rasse: Hat er Kontakt zu Menschen, wird er liebevoll aufgezogen?»
Nach Behrs Meinung sucht sich ein Hund seine Leute sowieso meist selbst aus, indem er auf sie zukommt. «Wichtig ist, die Beziehung zu dem Welpen aufzubauen, ehe man ihn nach Hause holt. Das geht am besten, wenn die ganze Familie mehrmals hinfährt, den kleinen Hund streichelt und in den Arm nimmt.»
Auch ältere Hunde aus dem Tierheim, können zu prima Familienhunden werden - wenn sich der Besitzer mit der Vorgeschichte beschäftigt. «Die Mitarbeiter der Tierheime wissen oft, wie der Hund bei seinem ehemaligen Herrchen gelebt hat und ob er dort mit Kindern in Kontakt war», sagt Katrin Umlauf vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn.
Aber es bleibt besser nicht beim bloßen Nachfragen - auch hier ist gegenseitiges Beschnuppern angesagt. «Am besten, man besucht den Hund mehrmals und geht mit ihm spazieren», sagt Umlauf. So bekommt man ein Gefühl dafür, ob der Vierbeiner in der Familie gut aufgehoben ist.
Ganz zu vernachlässigen ist die Rasse aber nicht. «Collies zum Beispiel gelten als aufgeschlossen und gehen Menschen freundlich entgegen», sagt von Reinhardt. Doch sie neigen zum lauten Bellen - wenn ihnen etwa beim Kindergeburtstag zu viel los ist. «Das kann nicht nur die Familie nerven, sondern auch Stress mit den Nachbarn provozieren.» Beagles seien ebenfalls sehr verträglich. Das Haar in der Suppe ist ihr ausgeprägter Jagdtrieb.
Auch die Familie spielt bei der Auswahl eine Rolle, sagt von Reinhardt. «Die Frage ist ja, was es für eine Familie ist und wer dazugehört.» Sind die Kinder noch klein, wäre ein großer, kräftiger Hund wie ein Boxer oder ein American Staffordshire nicht so passend.
Eine Familie, in der es eher ruhig zugeht, wäre mit einem Hund, der viel Bewegung braucht, nicht gut beraten. «So fühlen sich Dackel und Münsterländer schnell unterfordert», sagt Katrin Umlauf. Ähnlich gehe es Border Collies, die früher einmal Arbeitstiere waren und auch heute noch Aufgaben brauchen. Hund besser nicht probeweise nach Hause nehmen So wichtig gegenseitiges Kennenlernen ist: Ein potenzieller neuer Familienhund wird besser nicht probeweise, etwa übers Wochenende, mitgenommen. «Er hat dann das Gefühl, ein Zuhause gefunden zu haben und fängt an, sich in seiner neuen Umgebung zurechtzufinden», sagt Clarissa von Reinhardt von Animal Learn, einem Zusammenschluss von Hundeschulen. Will die Familie ihn dann doch nicht haben, ist das keine gute Erfahrung für den Vierbeiner. Von Manja Greß, dpa
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